Projekte

Fraunhofer Geschäftsbereich Adaptronik

Monitoring - Methoden zur Absicherung der Systemzuverlässigkeit

An Systeme wird zunehmend die Forderung nach Leichtbau, Funktionsintegration und erhöhter Leistungsfähigkeit bei gleichzeitiger Sicherstellung der Systemzuverlässigkeit gestellt. Zur Umsetzung dieser Anforderungen werden verstärkt mechatronische Systeme eingesetzt. Die Komplexität dieser Systeme bedingt oftmals, dass qualitative Aussagen zum System im Betrieb nur unvollständig im Voraus getroffen werden können. Monitoring Methoden können Abhilfe schaffen.

Hierzu werden Sensoren in Systeme implementiert, welche die Erfassung von Systemgrößen ermöglichen. Eine Messung der Systemgrößen führt nicht unmittelbar zu Bewertungsgrößen, mit denen Rückschlüsse auf die aktuellen Systemeigenschaften gezogen werden können. Die im Rahmen des Monitoring abzuleitenden Informationen beziehen sich typischerweise auf Betriebszustände (Usage-Monitoring), den aktuellen Systemzustand (Condition-Monitoring) oder die Schadensdetektion (Health-Monitoring). Um aus Messsignalen die gewünschten Informationen ableiten zu können, sind individuelle Methoden zur Datenreduktion, zum Datenhandling und zur Ableitung von Bewertungsgrößen nötig.

 

Projektinhalt

Die im System verfügbaren Signale werden durch geeignete, an der Aufgabenstellung orientierte Methoden reduziert bzw. verarbeitet. Dabei werden sowohl Methoden zur Transformation in den Frequenzbereich als auch zur Signal-Klassierung angewendet. Die üblichen Reduktionsverfahren werden durch geeignete Lösungen miteinander verknüpft, so dass durch die Datenreduktion die jeweils benötigten Signalinhalte vorliegen.

Bei einer Anwendung im Hinblick auf die Detektion von Betriebszuständen (Usage-Monitoring) kann die weitere Signalverarbeitung und -bewertung typischerweise offline erfolgen. Hierzu werden Werkzeuge eingesetzt, mit denen vorliegende Daten aus einer Datenbank mit den erfassten Signalen verglichen und bewertet werden. Um die Betriebszustände im Kundeneinsatz zu ermitteln, können weitere Informationen aus der Datenbank genutzt werden. Somit kann die Historie des Systems im Betrieb verfolgt und mit bekannten Betriebszuständen verglichen werden. Informationen zum aktuellen Systemzustand liegen nicht zwingend vor.
Bei einer Anwendung zur Erfassung des aktuellen Systemzustandes (Condition-Monitoring) erfolgt die Signalbewertung meist online. Die Signale werden nicht dauerhaft gespeichert. Anhand einer Online-Signalverarbeitung und anschließenden Bewertung kann der Systemzustand identifiziert werden. Dabei wird mittels eines vorab festgelegten Kriteriums der aktuelle Zustand des Systems bewertet. Ein Rückschluss auf die Historie ist nicht möglich.

Eine weitere Anwendung des Monitoring ist die Schadensdetektion (Health-Monitoring). Ähnlich dem Condition-Monitoring erfolgt die Signalbewertung online. Die Signale werden über definierte Bewertungsschemata zur Schadensdetektion genutzt. Eine Voruntersuchung des Zusammenhangs zwischen Schadensbild und Variation der Bewertungsgröße ist zwingend erforderlich. Bei Schadensdetektion ist meist keine Information zur Historie des Systems und demzufolge zur Schadensrückverfolgung möglich. Je nach Anwendungsfall können mehrere der genannten Verfahren eingesetzt und zur Informationssteigerung untereinander gekoppelt werden.

 

Projektbeispiele

Abb. 1: Ermittlung eines Kundennutzungsprofils zur Verifikation der Auslegungsstrategie für das Motorrad BMW R 1150 GS.
Abb. 2: Ermittlung der Restlebensdauer im Vergleich zur Auslegung für einen Braunkohlebagger.
Abb. 3: Entwicklung von Monitoringmethoden für Fahrräder.
Abb. 4: Entwicklung von Monitoringmethoden für Wind-Energie-Anlagen.
Abb. 5: Tablet-PC zur Darstellung der gemessenen Beanspruchungszeitfunktion.
Abb. 6: Tablet-PC zur Darstellung der Rainflow-Matrix als Ergebnis der Signal-Klassierung.
Abb. 7: Realisierung einer kompakten Datenerfassungsplattform mit formvariablem Rapid-Prototyping-Gehäuse.
Abb. 8: Realisierung einer kompakten Datenerfassungsplattform mit exemplarischer Darstellung des Elektronik-Schemas.
Abb. 9: Smartes Paddel mit Monitoring System zur Ermittlung der Betriebslasten im Kanu-Rennsport.

Kundennutzen

Monitoringmethoden können in vielen technischen Industriezweigen, wie z. B. der Fahrzeugindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Energiewirtschaft und der Freizeit- und Sportgeräteindustrie, eingesetzt werden. Mögliche Anwendungen ergeben sich dabei in den Bereichen:

  • Entwicklung
  • experimentelle Prüfung
  • Homologation durch anwendungsnahen Einsatz (z. B. Teststrecke, Dauerlauf)
  • Endanwendung beim Nutzer

Die Verwendung von Monitoringmethoden und -systemen bietet folgende Vorteile:

  • Inspektionsintervalle des Systems können an der Nutzung orientiert werden
  • Schadensfrüherkennung vermeidet teure Folgeschäden
  • Ableitung von Bemessungs- und Prüfanforderungen aus dem Kundeneinsatz
  • Bestimmung der Restlebensdauer auf Basis des Vergleichs von realen Einsatzspektren mit den der Auslegung zugrunde gelegten Annahmen
  • Prüfstandsüberwachung und verkürzter Prüfbetrieb, da eine visuelle Inspektion des Prüflings lediglich bei detektierten Schäden erfolgt